Drei verschiedene Arten Mundharmonika

Welche ist die Richtige für mich?

Die Mundharmonika ist ein Instrument, das in zahlreichen Varianten angeboten wird, aber selten bekommt man eine fundierte Beratung. Daher möchte das Hieber-Lindberg Team an dieser Stelle etwas Licht ins Dunkel bringen. Wir führen qualitativ hochwertige Harps von Seydel und Hohner, die beiden wichtigsten und ältesten Mundharmonikabauer weltweit.

Bluesharp

Der am meisten gespielte Typ ist die Bluesharp, passend für alle Musikrichtungen. Ursprünglich wurde sie vor über 150 Jahren für die traditionelle Musik entwickelt.

1896 exportierte Matthias Hohner die "Marineband" (die wohl berühmteste Bluesharp) nach USA, wo sie sich schnell verbreitete, war sie doch ein kleines, günstig zu erwerbendes Instrument für jedermann und jede Gelegenheit.

Die afroamerikanische Bevölkerung lieferte einen wesentlichen Beitrag zur rasanten Verbreitung der Bluesharps, sie entdeckten die „Crossharp-Spielweise“, die bis heute angewandt wird, in den Bereichen Blues, Rock, Pop, Folk, Country - kurz gesagt in nahezu allen modernen Musikrichtungen. Die Crossharp-Spielweise bezieht sich harmonisch auf den Zieh-Akkord der ersten drei Kanäle, der eine Quinte höher ist, als die auf der Mundharmonika ausgewiesenen Tonart (= Blas-Akkord). So wird daraus ein pentatonisches Instrument.

Die Pentatonik ist nicht nur die Bluestonleiter, sondern eine der ältesten Skalen der Welt, taucht also in fast allen Kulturen auf. Eine Bluesharp in C Dur passt somit zu einem Song in G-Dur. Vom Blues kommt auch die „Bending Technik“, die ähnlich klingt, wie das Ziehen einer Gitarrensaite.

Spielt man die gleiche C-Dur Harp zu einem Stück in C erhält man dagegen eine normale Dur Tonleiter, passend zu Volksmusik, Kinderliedern, so wie es ursprünglich von M. Hohner gedacht war.

Die bekanntesten Spieler der Bluesharp sind Little Walter und Junior Wells, die in den 60er Jahren begonnen haben, ihre Harps über verzerrte Gitarrenverstärker zu spielen. Auf diese Weise kann dieses kleine Instrument ähnlich Druck erzeugen, wie eine Rockgitarre.

Chromatische Mundharmonikas

Die Chromatischen haben mehr Töne als die Bluesharps, ausserdem transponiert der Schiebeknopf an der rechten Seite des Instruments alle Töne um einen Halbton nach oben. Diese Harps eignen sich weniger zum akkordbasierten spielen und werden z.B. in Klassik und Jazz für Melodie oder Solo eingesetzt. Anders als bei der Bluesharp sind auf einer chromatischen Harp alle 12 Töne zu erreichen. Sie bieten also mehr Möglichkeiten, sind dadurch aber auch schwerer zu erlernen. Die wohl bekanntesten Spieler sind Stevie Wonder und Toots Thielemans. Chromatische Harmonikas gibt es mit 48 oder 64 Tönen.

Tremolo- und Oktavharmonikas

Dieser Typ ist gemacht für traditionelle Volksmusik. Diese zweireihigen Mundharmonikas bringen einen einzelnen Ton mit zwei Stimmzungen zum Klingen. Bei den Oktav-Harps ist die zweite Stimmzunge eine Oktave tiefer gestimmt. Sie haben einen volleren Klang als eine Bluesharp, die nur über eine Stimmzunge pro Ton verfügt, sie sind allerdings weniger für das beliebte Bending geeignet.

Auch die Tremoloharps sind zweireihig, allerdings sind beide Stimmzungen (engl. Reeds) in der gleichen Tonlage. Die zwei Stimmzungen pro Kanal sind nicht ganz genau gleich gestimmt, dadurch entsteht der sogenannte Schwebeton, der an ein Akkordeon mit Musette Register erinnert.

Holz oder Plastik

Es gibt Mundharmonikas mit Holz- oder Plastikkorpus. Holz ist sympathischer, aber es „arbeitet“. Es kann sich durch klimatische Einflüsse verändern, Plastik ist somit das langlebigere Material.
Bei Seydel wird z.B. der Holzkorpus innen wie aussen mit lebensmittelechtem Lack geschützt ("1847 Classic"). Hohner setzt bei der „"Marine Band Crossover" auf Bambusholz das wesentlich widerstandsfähiger ist, als herkömmliche Holzarten.

Messing oder Stahl

Bei Hohner werden ausschliesslich Messingstimmzungen verbaut, aber auch hier gibt es qualitative Unterschiede. Bei teureren Modellen sind die Stimmzungen optimiert, bei der Meisterklasse Bluesharp sind die Stimmplatten mit 1,05 mm sogar dicker als üblich und ausserdem vernickelt.

Bei Seydel werden ab der Mittelklasse Edelstahlstimmzungen verbaut. Edelstahl lebt bis zu fünf mal so lange, wie Messing und hat einen wärmeren Klang.

Diverse Stimmungen

Am Häufigsten findet man Instrumente in Richter Stimmung (z.B. Bluesharps)

Chromatische Stimmung findet man nur bei chromatischen Harps)

Die Orchester Stimmung bietet sämtliche Töne einer Dur Tonleiter und wird deshalb eher in der traditionellen Musik verwendet

Es gibt weitere Tunings, wie Moll Tonarten, Zirkular, Paddy Richter, Country, Wilde Rock… die seltener genutzt werden und auf die wir an dieser Stelle nicht näher eingehen. Wir laden Sie ein, sich in unseren Geschäftsräumen vom Fachmann beraten zu lassen.

Sonderstimmungen kann man sich gegen einen geringen Aufpreis von Seydel anfertigen lassen.Dies wird z.B. gerne genutzt von Spielern aus Indien oder aus dem Arabisch- Asiatischen Raum.

Low und double low Stimmungen. Diese Harps sind eine bzw. zwei Oktaven tiefer als üblich. Seydel hat hierfür einen speziellen, weit geöffneten Korpus entwickelt. ("1847 Classic low" und die "1847 Noble low"). Die Low Serie eignet sich hervorragend zum Begleiten, die double low Harps spielen so tief im Keller, dass man sie kaum noch als Mundharmonika erkennt-garantiert ein Erlebnis! Die tiefste Bluesharp der Welt ist in E Dur double Low (LLE).

Speziell für Kinder

Ohne Anleitung oder Hilfe durch Erwachsene kann schnell Frust entstehen - einmal reinblasen, einmal ziehen und dann liegt das Instrument in der Ecke. Um Kindern den Einstieg zu erleichtern bietet Seydel ein "Junior Starter Kit" an, bestehend aus einer Einsteiger Bluesharp, ein Heftchen mit den Basics und Zugang zu Online Tutorials.

Hohner bietet eine Mundharmonika speziell für Kinder an: bei der "Melody Star" ist jeder Kanal hervorgehoben, so kann man mit den Lippen spüren, wo genau die Kanäle liegen. Eine Schule für Kinder gibt es nicht von Hohner. In Kombination mit der Melody Star empfehlen wir für jüngere Kinder "Voggy´s Mundharmonika Schule" (Voggenreiter Verlag).